"Sehnst du dich nach der Wahrheit,
frag das Kind und höre zu."
An einem Freitag als es schon langsam dunkel wurde fragte ich Leia, meine siebenjährige Tochter - Was bedeutet Freiheit für dich? - Im Bett unter den warmen Decken und in meinen Armen eingekuschelt antwortete sie dann - Wild sein, die Art von Wild sein, wenn ich auf den Bergspitzen am Herumrennen bin und mir der kalte Wind durch die Haare weht. - Wild sein. Wild. So einfach. So kraftvoll. Und doch bei uns, den Grossen, scheint die Wildnis so weit entfernt zu sein. So fremd. Wo ging diese Wildheit in uns verloren und wie heissen wir sie zurück in unser Leben willkommen? Dieses 'Wild sein' hat im Laufe der Zeit verschiedene Namen erhalten wie Urkraft, Intuition, Wahrheit und Freiheit. Doch wo ist ihr Ursprung?
Entsteht die Freiheit bei der Geburt, ist sie schon vorher allgegenwärtig oder haben wir die Wahl? Ist die Geburt wild? Als Mutter, kann ich die Urkraft, die in den Stunden der Geburt durch den Körper einer Frau fliesst, mit jeder Zelle meines Körpers bestätigen. Doch woher kommt diese Kraft und wie verbindet man sich mit ihr?
Wird ihre Quelle verschwiegen?
Versuchen Kräfte unsere Verbindung damit bewusst zu verhindern und durcheinander zu bringen? Ein Tabu-Thema. Ja, eine Welt voller wilder Menschen wäre nicht kontrollierbar und das könnte gefährlich sein. Wunderschön gefährlich. So gefährlich, dass neue Wege gegangen werden und veraltete Strukturen durch den Wandel zerfallen und durch innovative Ideen, Lösungen und Prozesse ersetzt werden. So wunderschön, weil wir alle einen Schlüssel für diese Freiheit in uns tragen. Nur sehen wir, die Grossen, oft den Wald vor lauter Bäumen nicht. Nein, es muss nicht kompliziert sein. In der Einfachheit liegt die Wahrheit. Der Schlüssel dazu liegt in der Wildnis. Für das Wild sein Raum schaffen und es in sich entfalten lassen. Der Intuition Gehör schenken und in die Selbstverantwortung gehen, um die nötige Ruhe zu kreieren. Denn damit wir sie hören und sie uns durch die Informationsflut und Verwirrung führen kann, brauchen wir eine andere Art der Stille. Es ist ein feuriges und doch sehr verletzliches Aufleben der Seele und ein in den Hintergrund geraten des Verstandes. Passiert nicht genau das während der Geburt? Entscheide für dich selbst, bist du frei geboren? Wird die Geburt vielleicht gerade wegen dieser gewaltigen Urkraft, die diesen Moment durchströmt und dem Kind übertragen wird, immer mehr robotisiert und künstlich unter Kontrolle gebracht? Ist dieses durch Angst gesteuertes Vorhaben vielleicht einer der ersten Versuche, die Nabelschnur zur Wahrheit schon in den Kinderschuhen zu durchtrennen? Oder einfach den Kontakt zu ihr zu verschlechtern? Schlussendlich, aber nicht endgültig, erfahren wir auf dem Weg des 'Grösserwerdens' eine Entfremdung dieser Freiheit, Wahrheit, Intuition, Urkraft und ja, dem Wild sein. Zusammen formen diese Ausdrücke ein vollkommenes Paket und doch im Kern bedeuten sie ein und dasselbe. Stellen wir uns eine Welt vor, die dieses vollkommene Paket hegt und pflegt und es mit Selbstverantwortung, Empathie, Mitgefühl und Respekt ergänzt.
Wie würde wohl diese Welt aussehen, wenn wir alle von klein auf in einem organischen Umfeld das ‘Grösserwerden’ erleben könnten?
Ein Umfeld, welches das Gleichgewicht in und mit allem anstrebt und der Weg zu diesem Gleichgewicht als das vordergründige Ziel betrachtet. Was muss geändert werden, damit dieses kollektive Hegen und Pflegen stattfindet? Wo fangen wir an? Wo fängst du an? Mein Weg steht fest. Denn schlussendlich müssen wir alle selbst entscheiden, was für eine Welt wir durch unser Handeln manifestieren wollen. Wir hoffen, dass unser Weg inspiriert und die Welt ein bisschen schöner und leichter werden lässt, jedoch sind wir alle am Ende für einen Körper, einen Geist und eine Seele verantwortlich. Ich werde mich bemühen, die nötige Stille und den nötigen Raum zu kreieren, um diese lebensnotwendigen Samen der Freiheit zu kultivieren. Schritt für Schritt. Durch Reflektieren, Hinterfragen und Ausprobieren.
Durch Hinfallen, Vermasseln und Aufstehen.
Durch Vergeben, Heilen und Helfen.
Durch Verbinden, Vernetzen und Grenzen setzen.
Durch Loslassen, Inspirieren und Wachsen.
Durch Respekt, Ehrlichkeit und Integrität.
Durch Güte, Achtsamkeit und vermutlich das Wichtigste, durch bedingungslose Liebe.
Die Samen werden mit jeder Herausforderung des Lebens, die wir aus der Liebe heraus als Lernfeld und Wachstumsmöglichkeit nutzen, wachsen.
Lernen, Leben und Lieben.
Definiert sich die Essenz dieser Wörter nicht erst durch ihre Vermischung?
Macht nicht erst die Liebe das Leben möglich und verkörpert das Leben nicht das stetige Lernen, in jedem Atemzug, in jedem Schritt, den wir nehmen?
Die Welt - ein Planet der Liebe. -
Ja, diese Welt möchte ich mit meiner Energie unterstützen, damit alle Kinder auf den Bergspitzen herumrennen können, während der kalte Wind durch ihre Haare weht.
Dieser Text ist eine stille Ode an die kindliche Weisheit, die in jedem von uns schlummert.
In Liebe,
Louise vom Tany-Team
Musik: Spiritual Healing Prayer - Native American Music Consort
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